Ratatouille
Verfasst: 5. Oktober 2007 12:01
Comedy, USA 2007
Kulinarischer Pixar-Spaß über eine Pariser Ratte mit außergewöhnlichen Ambitionen. Bereits ab 3. Oktober im Kino.
Wer bislang glaubte, die Animationskomödien der „Findet Nemo“-Macher seien ausschließlich für Kinder gedacht, dem sei dieses ebenso gescheite wie vergnügliche Abenteuer empfohlen, um sich endgültig eines Besseren belehren zu lassen
Ratatouille“-Produzent Brad Lewis ist ein kleiner, rundlicher Mann mit wenig Haaren auf den Kopf. Er mag Ende vierzig, Anfang 50 sein, im Animationsfilm ist er ein alter Hase. Gelernt hat er das Handwerk bei Dreamworks, der Produktionsgesellschaft von Steven Spielberg, wo er an „Antz“ und „Shrek“ mitgearbeitet hat. Seit einigen Jahren steht er nun in Diensten von Pixar, dem vielleicht kreativsten Animationsstudio in den USA. Auf dessen Konto gehen Box-Office-Hits wie „Toy Story“, „Findet Nemo“ und zuletzt „Cars“.
Für Lewis sind die Erfolge seines Arbeitgebers keine Hexerei: „Keine Frage, auch die anderen Studios machen feine Animationsfilme und haben kreatives Personal. Ich denke, was Pixar unterscheidet und hervorhebt, ist unser unentwegtes Streben nach dem Besseren, wir geben uns nie mit dem Guten zufrieden.“
Ob der Erfolg tatsächlich auf einer so simplen Formel fusst, mag dahingestellt bleiben, Fakt ist, dass Pixar mittlerweile ein Gütesiegel im Animationsfilm darstellt: Pixarfilme liefern immer beste Unterhaltung auf höchstem technischen Niveau. Das war schon 1986 so, als das Studio für seinen ersten, zweieinhalbminütigen Kurzfilm „Luxo Jr.“ für den Oscar nominiert worden war, und ändert sich auch mit der aktuellen Produktion „Ratatouille“ – dem mittlerweile achten abendfüllenden Spielfilm – nicht.
Der Film erzählt die Geschichte der Ratte Remy, die mit ihrem vielköpfigen Familienclan irgendwo in der Provinz lebt. Sehr zum Missfallen seines Vaters unterscheidet sich Remy gewaltig von seinen Artgenossen. Statt die Müllkippen nach fressbaren Abfällen zu durchkämmen, streift er lieber durch den Wald und berauscht sich am Geruch und Geschmack von Pilzen und Kräutern.
Am allerliebsten allerdings schleicht er sich in das Haus einer alten Dame, schaut sich im Fernsehen Kochsendungen mit dem Gourmet-Papst Gusteau an oder schmökert in Rezeptbüchern. Remy wäre so gerne ein Meisterkoch, aber eine Ratte in der Küche – das geht doch nicht.
Als hätte Gott persönlich beschlossen, Remy von seinem Schicksal zu befreien, prasselt eines Tages ein gewaltiger Regenschauer vom Himmel, der sich am Boden zum gewaltigen Strom entwickelt und den jungen Rattenmann mitreißt und durch die Kanalisation bis vor die Tür eines Pariser Edelrestaurants spült.
Für den pelzigen Nager erfüllt sich quasi ein Lebenstraum, als er durch die Dachluke die Spitzenköche bei ihrer Arbeit beobachtet. Das wäre genau sein Job, denkt er sich und plumpst mittenhinein in das geschäftige Treiben.
Eine Ratte in der Küche, noch dazu in einem Restaurant der Extraklasse, das kann nicht gutgehen – vor allem nicht für die Ratte. Remy hat Glück, dass er bei seinem Abstecher in die gehobene Gastronomie nicht von einem der Köche oder dem grimmigen Küchenchef Skinner erwischt wird, die hätten ihm sofort den Garaus gemacht. Der Küchenjunge Linguini hingegen bringt es nicht übers Herz, das putzige Kerlchen zu meucheln. Vor allem nicht, nachdem er entdeckt hat, dass die Ratte im Gegensatz zum ihm wirklich kochen kann.
Linguini, der auf den Job angewiesen ist, beim Boss aber alles andere als wohlgelitten, wittert eine Chance, wie er und Remy aus ihrer jungen Beziehung gegenseitig profitieren können. Remy darf kochen, unter Linguinis Mütze versteckt, die gewagtesten Feinschmeckerkreationen entwickeln und gern auch die französische Küche revolutionieren – wenn Linguini dadurch nur seine Anstellung nicht verliert. Und beinahe, aber nur beinahe hätte der Plan auch tatsächlich funktioniert.
Im Disney-Zeitalter waren Zeichentrickfilme stets für das jüngste Publikum gedacht. Pixar indes peilt mit seinen Filmen eine größere Zielgruppe an. Charmant dabei ist aber, dass sich nicht Marketingstrategen den Kopf darüber zerbrechen, welche Inhalte transportiert werden, um die breite Masse anzusprechen. So modern und zeitgemäß das Unternehmen sich auch gibt, ihre Storys und Figuren entwickeln die Macher ausschließlich mit dem guten alten Bauchgefühl.
„Wir planen unsere Filme nicht für ein bestimmtes Publikum. Wir wollen gute Filme machen, die jedem Spass machen“, erklärt Brad Lewis die Pixar-Philosophie. „Mit einer Einschränkung: Wir verzichten auf Kraftausdrücke sowie Sex- und Gewaltdarstellungen, weil wir die Leute von unseren Filmen nicht ausschließen wollen, die sich davon abgestoßen fühlen. Das soll nicht heißen, dass wir Filme für Kinder machen. Wir machen Filme auf höchstem Entertainment-Niveau, das jeden unterhält. Jung und alt.“
Der Mann hat Recht. Jedenfalls im Fall „Ratatouille“. Die Animationskomödie ist technisch perfekt, liebevoll gestaltet und hinreißend komisch. Kurz: Beste Unterhaltung für jedermann.
Originaltitel: Ratatouille, USA 2007
Regie: Brad Bird
Kulinarischer Pixar-Spaß über eine Pariser Ratte mit außergewöhnlichen Ambitionen. Bereits ab 3. Oktober im Kino.
Wer bislang glaubte, die Animationskomödien der „Findet Nemo“-Macher seien ausschließlich für Kinder gedacht, dem sei dieses ebenso gescheite wie vergnügliche Abenteuer empfohlen, um sich endgültig eines Besseren belehren zu lassen
Ratatouille“-Produzent Brad Lewis ist ein kleiner, rundlicher Mann mit wenig Haaren auf den Kopf. Er mag Ende vierzig, Anfang 50 sein, im Animationsfilm ist er ein alter Hase. Gelernt hat er das Handwerk bei Dreamworks, der Produktionsgesellschaft von Steven Spielberg, wo er an „Antz“ und „Shrek“ mitgearbeitet hat. Seit einigen Jahren steht er nun in Diensten von Pixar, dem vielleicht kreativsten Animationsstudio in den USA. Auf dessen Konto gehen Box-Office-Hits wie „Toy Story“, „Findet Nemo“ und zuletzt „Cars“.
Für Lewis sind die Erfolge seines Arbeitgebers keine Hexerei: „Keine Frage, auch die anderen Studios machen feine Animationsfilme und haben kreatives Personal. Ich denke, was Pixar unterscheidet und hervorhebt, ist unser unentwegtes Streben nach dem Besseren, wir geben uns nie mit dem Guten zufrieden.“
Ob der Erfolg tatsächlich auf einer so simplen Formel fusst, mag dahingestellt bleiben, Fakt ist, dass Pixar mittlerweile ein Gütesiegel im Animationsfilm darstellt: Pixarfilme liefern immer beste Unterhaltung auf höchstem technischen Niveau. Das war schon 1986 so, als das Studio für seinen ersten, zweieinhalbminütigen Kurzfilm „Luxo Jr.“ für den Oscar nominiert worden war, und ändert sich auch mit der aktuellen Produktion „Ratatouille“ – dem mittlerweile achten abendfüllenden Spielfilm – nicht.
Der Film erzählt die Geschichte der Ratte Remy, die mit ihrem vielköpfigen Familienclan irgendwo in der Provinz lebt. Sehr zum Missfallen seines Vaters unterscheidet sich Remy gewaltig von seinen Artgenossen. Statt die Müllkippen nach fressbaren Abfällen zu durchkämmen, streift er lieber durch den Wald und berauscht sich am Geruch und Geschmack von Pilzen und Kräutern.
Am allerliebsten allerdings schleicht er sich in das Haus einer alten Dame, schaut sich im Fernsehen Kochsendungen mit dem Gourmet-Papst Gusteau an oder schmökert in Rezeptbüchern. Remy wäre so gerne ein Meisterkoch, aber eine Ratte in der Küche – das geht doch nicht.
Als hätte Gott persönlich beschlossen, Remy von seinem Schicksal zu befreien, prasselt eines Tages ein gewaltiger Regenschauer vom Himmel, der sich am Boden zum gewaltigen Strom entwickelt und den jungen Rattenmann mitreißt und durch die Kanalisation bis vor die Tür eines Pariser Edelrestaurants spült.
Für den pelzigen Nager erfüllt sich quasi ein Lebenstraum, als er durch die Dachluke die Spitzenköche bei ihrer Arbeit beobachtet. Das wäre genau sein Job, denkt er sich und plumpst mittenhinein in das geschäftige Treiben.
Eine Ratte in der Küche, noch dazu in einem Restaurant der Extraklasse, das kann nicht gutgehen – vor allem nicht für die Ratte. Remy hat Glück, dass er bei seinem Abstecher in die gehobene Gastronomie nicht von einem der Köche oder dem grimmigen Küchenchef Skinner erwischt wird, die hätten ihm sofort den Garaus gemacht. Der Küchenjunge Linguini hingegen bringt es nicht übers Herz, das putzige Kerlchen zu meucheln. Vor allem nicht, nachdem er entdeckt hat, dass die Ratte im Gegensatz zum ihm wirklich kochen kann.
Linguini, der auf den Job angewiesen ist, beim Boss aber alles andere als wohlgelitten, wittert eine Chance, wie er und Remy aus ihrer jungen Beziehung gegenseitig profitieren können. Remy darf kochen, unter Linguinis Mütze versteckt, die gewagtesten Feinschmeckerkreationen entwickeln und gern auch die französische Küche revolutionieren – wenn Linguini dadurch nur seine Anstellung nicht verliert. Und beinahe, aber nur beinahe hätte der Plan auch tatsächlich funktioniert.
Im Disney-Zeitalter waren Zeichentrickfilme stets für das jüngste Publikum gedacht. Pixar indes peilt mit seinen Filmen eine größere Zielgruppe an. Charmant dabei ist aber, dass sich nicht Marketingstrategen den Kopf darüber zerbrechen, welche Inhalte transportiert werden, um die breite Masse anzusprechen. So modern und zeitgemäß das Unternehmen sich auch gibt, ihre Storys und Figuren entwickeln die Macher ausschließlich mit dem guten alten Bauchgefühl.
„Wir planen unsere Filme nicht für ein bestimmtes Publikum. Wir wollen gute Filme machen, die jedem Spass machen“, erklärt Brad Lewis die Pixar-Philosophie. „Mit einer Einschränkung: Wir verzichten auf Kraftausdrücke sowie Sex- und Gewaltdarstellungen, weil wir die Leute von unseren Filmen nicht ausschließen wollen, die sich davon abgestoßen fühlen. Das soll nicht heißen, dass wir Filme für Kinder machen. Wir machen Filme auf höchstem Entertainment-Niveau, das jeden unterhält. Jung und alt.“
Der Mann hat Recht. Jedenfalls im Fall „Ratatouille“. Die Animationskomödie ist technisch perfekt, liebevoll gestaltet und hinreißend komisch. Kurz: Beste Unterhaltung für jedermann.
Originaltitel: Ratatouille, USA 2007
Regie: Brad Bird